Leseprobe aus der Antthologie: Verrat
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Auszug: Verrat
Sarah lief den Pfad hoch.
Flüchtiges Halbdunkel lag über dem Plateau, von dem man auf die endlose See
blicken konnte. Sarah setzte sich ins Gras, die Knie mit ihren Händen
umschlungen. In der Ferne schien die Spitze des Leuchtturms an die Wolken zu
stoßen. Leichter Salzgeruch lag in der Luft. Eine trügerische Idylle. Eilige
Schritte waren zu hören. Rene, ihr Mann, kam auf sie zu.
„Mach dich nicht verrückt!“
Sarah sagte nichts. Ihr Blick
glitt zum Horizont, der aussah wie eine in Stücke gerissene Wattedecke. Sie
schlug die Hände vors Gesicht.
„Ist ja gut. Niemand ist dir
böse. Deine Freundin hat das Problem gelöst. Die wenigsten haben mitbekommen,
dass du vergessen hast, das Essen zu bestellen.“
Er räusperte sich, als müsse er
seine Kehle freibekommen. „Willst du nicht zu einem Psychiater gehen?“
Eine Fliege hatte sich auf Sarahs
Knie gesetzt. Sie ignorierte den Impuls, sie totzuschlagen. Zu einem
Psychiater? Sie unterdrückte ein Stöhnen.
„Lass mich allein. Bitte“, sagte
sie.
Zerfetzte Gedanken blinkten wie
Leuchtfeuer in ihrem Kopf. Das goldene Armband – verschwunden. In ihrem
Ferienhaus in Spanien wohnten Fremde, denen sie es angeblich vermietet hatte.
Heute - ihre Geburtstagsparty. Der Partyservice hatte sich über den Auftrag
gefreut. Sarah hatte noch die Stimme der jungen Frau im Ohr. Trotzdem war
niemand gekommen. Heute Morgen in der Post dann dieser anonyme Brief. Jedes
Wort hatte sich in ihrem Kopf eingeprägt: Arme Sarah. Wie schrecklich, zu
erkennen, dass du langsam verrückt wirst. Dein Mann weiß es längst und hat nur
noch Mitleid. Erlöse deine Freunde und dich selbst! Tote können nicht nerven.
Jemand, der es gut mit dir meint.
Ihr Kopf schmerzte. Rene legte
seine Hand unter Sarahs Kinn.
„Lass mich allein!“ Sarah schrie
es.
Er ließ sie los und ging den Weg
hinunter, ohne sich noch einmal umzusehen. Sie horchte seinen Schritten nach.
Vom Strand war Gelächter zu
hören. Niemand schien die Gastgeberin zu vermissen. Sarah spürte Tränen
aufsteigen.
Langsam stand sie auf und näherte
sich zögernd der Absperrung des Plateaus. Sie hatte das Gefühl, als trage der
Wind alle ihre Emotionen fort. Sarah ging den Pfad hinauf zum Haus. Ihre Gäste
hatten sich unweit des Leuchtturms um ein Lagerfeuer versammelt. Mit bloßen
Füßen ging sie über die Terrasse zum Wohnzimmer. Sie stockte, als sie die
Stimmen aus dem Arbeitszimmer ihres Mannes hörte...
sehr schön, macht neugierig auf mehr.
AntwortenLöschenDer Rest muss ich unbedingt lesen.
schönen Abend
Lilliann